Die nervigsten Vorurteile gegenüber Studenten - und wie ihr damit umgeht

Veröffentlicht am 10.12.2015

Die nervigsten Vorurteile gegenüber Studenten - und wie ihr damit umgeht

Leider existieren viel zu viele Vorurteile gegenüber Studenten. Die Großeltern, die Nachbarn, der Typ vom Kiosk und die alte Dame in der Bahn - sie alle reden das Studenten-Dasein schlecht. Nicht selten müssen viele von euch eine Moralpredigt nach der anderen über sich ergehen lassen. Damit ihr euch in Zukunft vor fiesen und einfach nur nervigen Vorurteilen schützen könnt, zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr schlagfertig dagegen argumentieren könnt.

Studenten sind faul

Das Vorurteil schlechthin. Studenten haben viel Freizeit und legen sich gerne mal auf die faule Haut. Eigentlich sind sie zu nichts zu gebrauchen. Von wegen! Ein Studium ist oft stressiger, als man denkt. Denn was viele vergessen: Die Vor- und Nachbereitungszeit. Ja, die gibt es wirklich! Meist nimmt die Lektüre im Vorfeld mehr Zeit in Anspruch als die Vorlesung selbst. Die Prüfungsphasen. Nächtelanges Lernen und literweise Kaffee trinken, um in drei Wochen zehn Klausuren zu meistern. Die Hausarbeiten und Praktika, für die die Semesterferien herhalten müssen. Viel Zeit für Urlaub und Entspannung bleibt da nicht. Neben all diesem Unikram gehen viele Studenten zusätzlich arbeiten, müssen den Haushalt schmeißen und manch einer führt dazu noch eine Fernbeziehung. Ein Studium ist also oft mehr als ein Fulltimejob und erfordert viel Fleiß, Disziplin und Organisationstalent. Und wie soll ein fauler Mensch all diese Aufgaben und Pflichten unter einen Hut bekommen?!

Studenten haben ein lockeres Leben

„Du hast es so gut“ musste sich wahrscheinlich jeder Student schonmal anhören. Doch ein Studium geht auch ganz anders. Untersuchungen zufolge leidet jeder fünfte deutsche Student an psychischen Problemen, im schlimmsten Fall sogar an Depressionen. Die jungen Leute fühlen sich unter Druck gesetzt, ausgelöst durch Prüfungen, Zukunftängste, finanzielle Sorgen und der Doppelbelastung von Studium und Nebenjob. Da soll sich nochmal einer trauen, ein Studium als stressfrei abzustempeln!

Studenten machen nur Party

Zugegeben, Studenten feiern gerne. Kneipentouren, WG-Partys, Geburtstage … Einen Grund zum Feiern gibt es immer. Aber garantiert nicht jede Nacht! Dazu fehlt es einfach an Zeit und Energie. Und vor allem an Geld. Außerdem soll es auch Studenten geben, die schon um 8 Uhr morgens im Hörsaal sitzen müssen. Da kommt eine durchzechte Partynacht nicht so gut. Wer nach der Uni noch freie Zeit hat, muss diese leider oft mit Arbeiten und Lernen ausfüllen. Und eben nicht mit Feiern und Faulsein! Manchmal braucht aber auch der fleißigste Student eine Pause. Als Ausgleich zum Leistungsdruck bevorzugt mehr als die Hälfte aller Studenten Freunde treffen, Schlafen oder Sport machen - so das Ergebnis einer Umfrage zu den Gewohnheiten von Studenten. Was ihr macht, ist eigentlich egal. Und anderen sollte es auch egal sein. Wer feiern will, darf das. Ihr seid schließlich nur einmal jung! Und mal ehrlich: Haben eure Eltern, Tanten und Onkel in ihrer Jugend nicht auch die ein oder andere Nacht durchgemacht?

Studenten sind eingebildet

Arrogant, überheblich, hochnäsig. Es gibt viele Worte, um diesen vermeintlichen Charakterzug eines Studenten zu beschreiben. Aber sind wirklich alle Studenten eingebildet? Natürlich nicht! Erstens ist das reine Typsache. Manche Menschen sind sehr extrovertiert und halten sich für etwas Besseres, andere sind eher schüchtern und trauen sich nicht viel zu. Jeder ist eben anders und so kann auch der Charakter eines Studenten nicht pauschalisiert werden. Zweitens steht es um die Werte und Ziele eines Studenten ganz anders, als viele denken. Karriere, Erfolg und das eigene Ego stehen eben nicht immer im Vordergrund. Wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft „Ernst & Young“ belegt, hat die Familie den höchsten Stellenwert für deutsche Studenten. Privates steht meist an erster Stelle, denn Familie und Freunde sind deutlich wichtiger als Hobbys, Wohlstand und Karriere.

Studenten wissen nicht, was arbeiten bedeutet

Arbeiter beschweren sich gerne über Studenten, weil diese nicht arbeiten - was total lächerlich ist. Ihr beschwert euch ja auch nicht, dass die Arbeitnehmer nicht studieren. Also jedem das seine! Zusätzlich wird behauptet, Studenten würden das „richtige Leben“ noch gar nicht kennen, sie wären verwöhnt und „verweichlicht“. Dabei ist ein Studium harte Arbeit. Denn wie wir schon gezeigt haben: Studenten sind nicht faul, sondern müssen jeden Tag viele Punkte auf ihrer To-Do-Liste abarbeiten. Mehr als zwei Drittel der Deutschen jobben neben dem Studium - das hat eine Erhebung des Deutschen Studentenwerks ergeben. Studium plus Nebenjob führt so schnell zu einer Doppelbelastung. Ob man dabei „nur“ kellnert, Nachhilfe gibt oder einen Bürojob erledigt, spielt keine Rolle. Na wenn das nicht mal Arbeitserfahrung ist!

Studenten sind Sozialschmarotzer

Studenten zahlen keine Steuern. Viele leben von Bafög oder bekommen ein Stipendium. Schön, dass man als Student finanziell so gut unterstützt wird. Leider nörgeln jedoch viele Leute herum, Studenten würden dem Staat nur auf der Tasche liegen. Aber selbst mit Nebenjob und Finanzspritze der Eltern kommen die meisten Studenten kaum auf 600 Euro im Monat. Wo soll da noch Geld für die Steuern übrig bleiben? Nach dem Studium hat man durchschnittlich ein höheres Einkommen und muss somit auch mehr Steuern zahlen. Dann gleicht sich das wieder aus. Studenten leben also nicht vom hart verdienten Geld der arbeitenden Bevölkerung, sondern fangen nur später an, ihren Beitrag zu leisten. Und in der Regel tragen sie dann sogar noch mehr bei.

Studenten haben keinen Plan

„Das kann man studieren?“ „Was machst du später damit?“ Oft kommen solche Kommentare von älteren Menschen, die von den „modernen“ Berufszweigen und Branchen gar keine Ahnung haben. Das Internet, Fremdsprachen und neue Technologien sind für sie Neuland. Diese Fragen nerven Studenten besonders deshalb, weil sie meist selbst nicht wissen, wo es beruflich hingehen soll. Viele Studiengänge sind so breit gefächert, dass einem hinterher eine Unzahl an möglichen Berufsfeldern offen steht. Aber je größer die Auswahl, desto schwieriger auch die Entscheidung! Und genau darin besteht die wichtigste Herausforderung eines Studenten. Anders als bei einem Ausbildungsberuf muss man sich nach dem Studium auf die Suche nach einem passenden Job begeben. Viele Arbeitgeber müssen erstmal davon überzeugt werden, was das eigene Studium bringt und was man dort gelernt hat. Und dann zählt es auch noch, sich gut zu präsentieren und das im Studium erworbene theoretische Fachwissen anzuwenden. Gar nicht so einfach!

Studenten brauchen ewig für den Abschluss

Auf manch demotivierten „Klausurenschieber“ oder „Dauerdurchfaller“ trifft das vielleicht zu. Manche müssen noch ein oder zwei Semester dranhängen; die durchschnittliche Studienzeit liegt bei 7,8 Semestern. Aber seit der Einführung der Bologna-Reform wird das Studium viel häufiger in der Regelstudienzeit durchgezogen. Und selbst wenn es etwas länger dauert, wird es sich auszahlen! Was andere Leute in Ausbildungsberufen in fünf bis zehn Jahren verdient haben, können Akademiker in kurzer Zeit aufholen. Außerdem ist das Arbeitsleben lang genug, warum dann nicht noch die ersten Jahre in Weiterbildung investieren?!

Vorurteile gegenüber Studenten sind einfach nur nervig. Umso wichtiger ist es, dass ihr sie aus der Welt schaffen könnt. Und wenn euer Gegenüber immer noch nicht überzeugt ist: Studieren ist eine Kunst. Ein Student muss den Spagat zwischen Lernen, Arbeit und Freizeit schaffen. Das soll euch erstmal einer nachmachen. Übrigens, wenn man die englische Version von „Studenten sind …“ durch die Suchmaschine jagt, schlägt uns Google „students are the future“ vor. Die englischsprachige Bevölkerung hält also deutlich mehr auf ihre Studenten, als die Deutschen. Schade eigentlich, dabei ist die Spezies „Student“ gar nicht so faul, eingebildet und dumm, wie viele glauben. ;-)